Wir berichten in Deutsch über die internationale Sprache Esperanto in Schleswig-Holstein und in Esperanto über unser Bundesland.

… in Schleswig-Holstein

Esperanto hat in Schleswig-Holstein eine lange Tradition. Zu den ersten tausend Esperantisten gehörte ein Sprachfreund (C. Nielsen) aus Flensburg. Schon 1892, fünf Jahre nach dem Erscheinen des ersten Esperanto-Lehrbuchs, hatte die damals einzige Esperanto-Zeitschrift vier Abonnenten in der Stadt (Quelle: Esperantisto. Gazeto de la lingvo internacia "Esperanto", Nr. 11/1892, S. 162).

Die Kieler Esperanto-Gruppe wurde, als erste in diesem Jahrhundert, im Jahre 1902  (Berlin 1903, Hamburg 1904) von einigen Jugendlichen, u.a. A. Clementsen, gegründet. 1908 erneut gegründet, war die Gruppe bis in die 1930-er Jahre sehr aktiv. Im Nationalsozialismus waren solche Vereinigungen verboten.

Einer der Motoren der Esperanto-Bewegung in Schleswig-Holstein war Dr. Albin Richard Möbusz, Direktor der Realschule in Lübeck, der viele Kurse in Lübeck, Schleswig, Flensburg, Kiel und Eutin geführt und und zwischen 1912 und 1920 drei Lehrbücher herausgegeben hat. Das erste, "Lehrbuch der internationalen Hilfssprache Esperanto", erschien im Lübecker Verlag Gebrüder Borchers, die beiden nachfolgenden in Leipzig bzw. Berlin. Dr. Möbusz war maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung des 6. Deutschen Esperanto-Kongresses in Lübeck beteiligt.

Der 1910 gegründete Nordalbingische Esperanto-Verband (Nordalbinga Ligo) vereinte Esperantisten aus Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Schleswig-Holstein.

In Lübeck gab es 1910 neben der  »Esperanto-Societo« eine Techniker- und eine Gruppe des Lehrerseminars. Im selben Jahr wurde eine »Leserunde« gegründet, die mehr als 20 Esperanto-Zeitschriften abonnierte. Im Folgejahr (1911) trafen sich die Esperantisten zum VI. Deutschen Esperanto-Kongress in der Hafenstadt (Grafik: Germana Esperantisto, Nummer 4/1911, Seite 74).

Auch in anderen Orten wie Flensburg, Mölln und Eutin wurden Vorträge gehalten, aus denen in der Regel Esperanto-Kurse hervorgingen. Die Nordfriesischen Inseln erreichte Esperanto spätestens 1912, als eine ehemalige Königliche Opernsängerin aus Dresden in Wyk auf Föhr den ersten Esperanto-Kursus durchführte.

Mit dem Ende des 2. Weltkriegs konnten sich die Esperanto-Sprecher, deren Organisationen 1936 verboten worden waren, neu formieren und öffentlich arbeiten. Ende 1948/Anfang 1949 berichtete La Ponto, die damalige Zeitschrift des Deutschen Esperanto-Bundes, dass Esperanto-Lehrgänge in mehreren Volkshochschulen in SH durchgeführt werden: Brunsbüttelkoog, Büsum, Flensburg, Geesthach, Heide, Kiel, Lübeck, Mölln, Schleswig und Taarsteed. 

In Büsum wurde seit dem Schuljahresbeginn 1948 Esperanto als wahlfreies Fach an der dortigen Mittelschule angeboten (Quelle: La Ponto, 2. Jahrgang, Nr. 9/10, Sept./Okt. 1948, S. 50):

Ebenfalls in Büsum fand 1956 der 12. Internationale Esperanto-Jugendkongress mit 173 Teilnehmern statt.

In Kiel war es nach dem 2. Weltkrieg wieder Clementsen, der Esperanto unterrichtete. Allerdings zogen die Motoren der hieraus entstandenen Gruppe Ende der 50-er Jahre aus Kiel fort.

Mit erneuten Kräften haben wir am 15. Dezember 1996 den Kieler Esperanto-Klub wiedergegründet. Dieser Tag ist der Geburtstag des Schöpfers der Internationalen Sprache Esperanto, Dr. Ludwig Lazarus Zamenhof  (15.12.1859), und wird von Esperantisten in aller Welt als "Tag des Buches” gefeiert.

Im Jahr 2001 wurde das Informationsblatt Nationalpark Wattenmeer in Esperanto veröffentlicht (Information: Sabine Hauge).

Der Deutsche Esperanto-Bund hat 1994 in Kiel, 2002 in Husum und 2019 in Neumünster seinen Esperanto-Kongress durchgeführt.

Christian Darbellay, Michael Lennartz

Letzte Ergänzung: 26.09.2021